Zell im Wiesental. Statt der sonst üblichen Erinnerungen an farbenfrohe Auftritte der aktiven Trachtengruppenmitglieder musste sich der Vorsitzende Christoph Greiner bei der Jahreshauptversammlung im Hotel Löwen schweren Herzens damit begnügen, an den Weg eines Virus vom fernen China in deutsche Lande zu erinnern, der all das, was das sonst so bunte Vereinsleben seiner Gruppe bisher ausmachte, über nun fast zwei Jahre hinweg nachhaltig verhinderte. „Nach unserem Auftritt beim Neujahrsempfang der Stadt und des Landkreises zum Jahresbeginn 2020 und dem Start ins Jubiläumsjahr der Stadtmusik ging praktisch nichts mehr“, betonte Greiner und hakte damit fast zwei komplette Jahre ab, in denen nicht nur die Aktiven, sondern vor allem auch die Kinder und Jugendlichen, die Andrea Hornburg unter ihren Fittichen hatte und weiter hat, auf den Spaß und die Freude an Volkstänzen, an Trachten, an der Brauchtumspflege und am geselligen Miteinander komplett verzichten mussten. „Aktuell liegt ein weiteres Jahr 2021 mit wenigen Einsätzen oder Proben hinter uns“, bedauerte Christoph Greiner, den Mitgliedern nicht den erhofften Rechenschaftsbericht der Vorstandschaft abliefern zu können.

Darüber tröstete dann auch der erste echte Auftritt nicht hinweg, mit dem die Trachtengruppe beim Jubiläum des Skiclubs vor wenigen Wochen in der Stadthalle an ihre ruhmreiche Vergangenheit anknüpfen konnte. Und auch der Besuch des „Großen Zapfenstreichs“, mit dem der Bund „Heimat- und Volksleben“ e.V. seine eigene Jahreshauptversammlung in Gengenbach zelebrierte, war nur ein Tropfen auf den heißen Stein oder sorgte für Wehmut angesichts der vielen verpassten Möglichkeiten, endlich selbst wieder aktiv zu werden. Aber was solls: „Uns bleibt die Hoffnung auf bald wieder normale Zeiten“, sagte Christoph Greiner und hielt mit seinen Zuhörer/innen im Löwensaal an dem Hoffnungsfunken fest, obwohl Bürgermeister Peter Palme in seinen Grußworten andeutete, dass der Bevölkerung „große Herausforderungen“ ins Haus stehen, die sich „allerdings im momentanen Chaos und politischen Nirwana“ nur sehr schwer in Worte fassen lassen.

Beim Festakt zum Jubiläum des FC Zell vor einigen Tagen sei mehrfach von der FC-Familie die Rede gewesen, sagte der Bürgermeister. Und es sei nachweisbar, dass Vereine, die sich als Familie bezeichnen können, „einfacher und ungeschorener durch die Krise gekommen sind als die, die sich nicht als familiär betrachten können.“ Er sei allerdings davon überzeugt: „Die Trachtengruppe ist ebenfalls eine solche Familie.“ Deshalb sei er sicher, „dass sie im nächsten Jahr gut aus der Krise herauskommt.“ Geschafft hat sie dies zumindest finanziell in den zurückliegenden zwei Jahren. „Obwohl nichts lief, haben wir ein Plus in der Kasse erwirtschaftet“, schmunzelte Kassiererin Carmen Döbele, um dann lobend den Zustupf des Landes Baden-Württemberg zu erwähnen, die kulturell tätigen Vereinen als Corona-Entschädigung zugebilligt worden sei. Das rief dann nochmals Peter Palme auf den Plan, der meinte: „Es wäre gut, wenn ihr den Zuschuss heuer ein drittes Mal beantragt.“

Große Zukunftspläne schmiedete die Vorstandschaft der Trachtengruppe angesichts der unüberschaubaren Lage aber nicht. Alfred Knauber, der Kreisobmann des Landkreises Lörrach vom BHV, notierte zwar ein paar Termine seiner Organisation, aber zu verbindlichen Aussagen war auch er nicht zu bewegen. Lediglich ein Termin wurde auf Bitten von Bürgermeister Peter Palme vorgemerkt, das Treffen anlässlich der 40jährigen Städtepartnerschaft mit Embrun (Frankreich), das im September 2022 nachgeholt werden und an dem auf Wunsch des Bürgermeisters natürlich auch die Trachtengruppe aktiv mitwirken soll.

Info

25 Jahre sind seit dem ersten Zeller Freilichtspiel „Ein Tag im April“ der Trachtengruppe vergangen. Ein Großteil des damals erzielten Überschusses wurde der Stadt Zell zur treuhänderischen Aufbewahrung überwiesen. Das Geld sollte zu einem späteren Zeitpunkt für einen gemeinnützigen Zweck wieder zur Verfügung stehen bzw. eingesetzt werden. Jetzt sei es soweit, verkündete Christoph Greiner. In Abstimmung mit der Stadt Zell und dem Bürgerverein, der mit seiner Aktion „eifach mache!“ bereits einige „Verschönerungsmaßnahmen“ im Städtli umgesetzt hat, soll das Geld nun entsprechend  investiert werden. Angedacht sei, in der Stadt „Stehlen“ zu installieren mit Bildern vom alten Zell. Damit, so Greiner, komme man nicht zuletzt dem Vereinszweck am nächsten, dessen Inhalt die Heimat- und Brauchtumspflege und das Festhalten an Traditionen sei. Und diese Idee hielt denn auch Peter Palme, der seine Unterstützung auch in dieser Sache zusagte, „für ganz großartig.“ Es sei wunderbar, das Geld in ein Projekt zu investieren, „von dem alle Zeller gleichermaßen etwas haben“, lobte der Bürgermeister.

Wahlen

Wiedergewählt wurden turnusgemäß die Vorstandsmitglieder Christoph Greiner (Vorsitzender), Daniel Greiner (Stellvertreter), Marianne Waßmer (Schriftführerin), Carmen Döbele (Kassiererin), die beiden Aktiv-Beisitzer Mathias Räuber und Barbara Debes, Andrea Hornburg (Leiterin Kindertrachtengruppe) und die Passiv-Beisitzerin Martha Räuber.

Ehrungen

Die Silberne Vereinsehrennadel nach 25jähriger Passivmitgliedschaft gabs für Bernadette Räuber, Hannelore Vollmer, Sylvia Woywod, Susanne Spiegelhalter-Rinderle, Helga Philipp und Walter Heizmann.

Für 25 aktive Jahre erhielten die Goldene Vereinsehrennadel: Heidi & Armin Zöllner und Renate Lais.

Kreisobmann Alfred Knauber ehrte als Verbandsvertreter des Bund „Heimat- und Volksleben“ e.V. den Beisitzer der Zeller Trachtengruppe Mathias Räuber und die Leiterin der Kindertrachtengruppe Andrea Hornburg für 10-jährige Vorstandstätigkeit mit der bronzenen Ehrennadel des Verbandes. Daniel Greiner wurde für 28 Jahre Mitarbeit im Vorstand der Trachtengruppe Zell mit der Ehrennadel in Silber ausgezeichnet.

Bericht und Bild: Trachtengruppe Zell i.W.